Verlorener Klang
Einmal in Kindertagen
Ging ich die Wiese lang,
Kam still getragen
Im Morgenwind ein Gesang,
Ein Ton in blauer Luft,
Oder ein Duft, ein blumiger Duft,
Der duftete süß, der klang
Eine Ewigkeit lang,
Meine ganze Kindheit lang.
Es war mir nicht mehr bewusst —
Erst jetzt in diesen Tagen
Hör ich innen in der Brust
Ihn wieder verborgen schlagen.
Und jetzt ist alle Welt mir einerlei,
Will nicht mit den Glücklichen tauschen,
Will nur lauschen,
Lauschen und stillestehn,
Wie die duftenden Töne gehn,
Und ob es noch der Klang von damals sei.
Hermann Hesse, 1917